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19. April 2008

Ägypten.

Land der hassle-free-zones und Kauflandsouvenirs

In Ermangelung einer abwechslungs-
reichen Landschaft auf der Halbinsel Sinai, wollten wir selbige auf dem schnellsten Wege durchfahren - nämlich nördlich des Hochgebirges, in welchem Moses (Mt. Sinai 2285m) zu seiner Zeit die Zehn Gebote empfing und südlich der Sandwüste Et Thi. Zu diesem Zweck wurde (zu unseren Gunsten) schon eine richtig große Straße von Taba, dem Grenzort Israel/Ägypten, nach Suez, ihrerseits Grenze zwischen dem asiatischen und dem afrikanischen Kontinent, für uns bereitgehalten.
Mit freundlicher Unterstützung der Israelis (wir wollten nicht erschossen werden) änderten wir dann nur unwesentlich unsere Wegstrecke und wählten die Küste…
So gelangten wir denn in das „Urlauberparadies“ Sharm El Sheikh. Ja. Da waren wir und nichts, aber auch gar nichts hätte uns hier länger halten können! Glücklicherweise fuhr gleichentags noch eine Fähre nach Hurghada, ihres Zeichens auch Urlaubsparadies für sonnenhungrige AI-Pauschaltouristen. Die Überfahrt war lustig, durften wir doch als „Exoten“ direkt auf die Brücke um dem Kapitän und seinem ersten Maschinisten bei der Arbeit zuzusehen - inklusive Lehrstunde über Nautik und Navigation auf dichtbefahrenen Schiffahrtsstraßen (Golf von Suez).

Unser Weg sollte uns direkt nach Al Uqsur (Luxor) führen, da wir dort eine gute Freundin treffen wollten, die zur gleichen Zeit in dem alten Tempel von Sohag Restaurierungsarbeiten vorantrieb und uns das Tal der Könige zeigen wollte – wer würde sich gegen fundiertes Fachwissen bei einer Besichtigung zur Wehr setzen wollen?
Schon im Vorfeld konnten wir bestätigten Berichten entnehmen, dass die 300 km lange Verbindungsstrasse durch die östliche Wüste entweder per Polizeikonvoi, oder aber in einem öffentlichen Reisebus passierbar sein würde. Wir wählten die Busvariante, da wir nicht ganz sicher waren, ob die Reisegeschwindigkeit des Konvoi bei permanent knapp über 110km/h uns zum angenehmen Radeltransit gereicht hätte.

Der Gewinner war die „Upper Egypt Bus Companie“.
Kein Unternehmen bietet kleinere Transportkosten und kleineren Komfort – geht Hand in Hand mit dem Nichtzustand der fahrbaren Untersätze. Jene ‚Bus’ zu nennen fällt an dieser Stelle schwer, ähneln die Vehikel doch viel mehr rollenden Särgen. Aber in einen solchen einzusteigen, untersagte uns direkt vor Abfahrt doch noch ein „Tourist-Policeman“. Die öffentlichen Würdenträger von Hurghada hatten wohl, seiner Aussage nach, vor genau vier Monaten beschlossen, keinen Nichtägypter mehr mit öffentlichen Busunternehmen reisen zu lassen und Zuwiderhandlungen unter Strafe verboten. Ihm zu Dank verpflichtet, ob seiner Bemühungen und Sorge um unsere körperliche Unversehrtheit, begaben wir uns schlussendlich auf die kleine Reise über Kairo (7 Stunden Bus) mit Umstieg in den Zug (10 Stunden) nach dem alten Theben, dem Ort der Amun-Verehrung und dem Ort der ewigen Wohnungen der Pharaonen.
So konnten wir uns wenigstens in aller Ruhe das Niltal betrachten.

[Irgendwie mögen die Leute hier Klingeln und Hupen aller Art: Im Zug brachten die Ägypter zustande, was tausende von knautschenden Kinderhänden in den Monaten zuvor nicht vermocht hatten: unsere Schildkröte mag keinen Laut mehr von sich geben.]
Dort fanden wir unter Verschleiß von genau drei Schleppern, die sich uns am Bahnhof an die Fersen hefteten, das von uns gesuchte Hotel und handelten einen Tagessatz von fünf Euro für zwei Personen und ein Tandem inklusive großem Frühstück (zum Sattwerden) für einen ganzen Monat aus: ‚Sherif Hotel’, besser bekannt als ‚Bob Marley House’. Da war der Name Programm! Die Leute da sind echt super: „feel like home“ ist das Motto und das sollte man beherzigen. Wir erholten uns genau eine Woche von unserer Nicht-Fahrradreise durchs Land und beschlossen, der Temperaturen, der Checkpoints und gesperrten Straßen wegen, die Moloch in Ägypten nicht mehr benutzen zu können.
Die in heimlichen Hauptstadt der Schikane und des Bedrängens wohnenden leisen zurückhaltenden ‚Businessmen’ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Nichteingeborene zu ihrem ungeahnten Glück aus Schals, Gewürzen, Schmuck (echtes Gold - kiloweise!), echtem Papyrus (no bananaleaf!), Taschen (echtes Leder!), Teppichen (tolle Kamelwolle!), Kaleschenfahrten zum echten (!) ägyptischen Bazaar, Lampen (alles Handarbeit!), Galabijas (echte ägyptische Baumwolle!), …. Nippes bzw. Staubfängern aller Art (echter Assuangranit!, echter Alabaster!) zu verhelfen. Wir unterhalten uns gern mit Menschen, die sich uns in den Weg stellen, uns irgendwo hineinzuziehen versuchen. Ehrlich.
Es scheint auch nicht außerhalb der Norm zu liegen, wenn man in einem Internetcafé Afyon (hier: schwarzes Gold) angeboten bekommt…
Ja. Nunja.
Solvi brauchte doch aber eine neue Hose: Ihre mitgebrachte hat sich eines Morgens beim Anziehen von ihrem großen Zeh durchstechen lassen – zu viel Sonne, Salzwasser und Sand, außerdem bestand sie zu diesem Zeitpunkt zu gut einem drittel aus Tape… Die Zweite stellte sich als unbrauchbar heraus, da sie auf den Namen ‚gefütterte Winterhose’ hörte und bei 38°C ihre Qualitäten nicht ganz ausspielen konnte. Wir brauchten, fanden und benutzen die Dienste des netten Schneiders, der innerhalb eines gemütlichen Nachmittags zwei wunderbare Leinenhosen auf Maß bastelte. Sehr empfehlenswert. Mitten im Souq.
Jetzt konnte die Entdeckungstour losgehen – es gibt hier ja immerhin wirklich viel zu bestaunen!
1. Der Tempel von Karnak
welcher mit einer 3 km langen Allee von Sphinxen
mit dem dem
2. Luxor-Tempel verbunden war.
3. Das Tal der Könige.
4. Das Tal der Königinnen.
5. Feluccen auf dem Nil
(Segelboote, deren Kapitäne gern auch bei absoluter Windstille ablegen und dann zur geräuschintensiven Ruderarbeit übergehen).
6. Der Tempel von Hatschepsut.

Absolut beeindruckend durch ihre Monstösität und gute Beispiele für das Leben vor 5000 Jahren am Nil, als hier die Schrift schon 2000 Jahre alt war und der Schiffbau entstanden ist, während in unserer Heimat gerade der Ackerbau begann…


Wir verabredeten uns mit Claudia in Kairo.
Kairo, die größte Stadt Afrikas. Nach aktuellen Hochrechnungen mit ungefähr 25 Millionen Einwohnern, da keine Meldepflicht besteht. Das sind genau 50 Einwohner pro m² - zum Vergleich: in Leipzig kommt auf einen m² genau ein Mensch!
Genauso hat es sich auch angefühlt. Natürlich passen nicht alle in die Stoßstange an
Stoßstange stehenden, oder fahrenden Taxis, Privatwägen und Busse; also bedeutet den Gehweg zu benutzen ungefähr dasselbe, wie an einer deutschen Kinokasse zu stehen. Da auch die Straßen der Fortbewegung dienen, werden sie nicht nur von
allem Immobilen benutzt, was man sich so vorstellen kann, sondern auch von unzähligen Fußgängern bevölkert. Natürlich haben es alle eilig. Also wird gehupt und gerufen. Wir wissen nach wie vor nicht, ob man einen Führerschein zum Bewegen irgendeines Transportsmittels benötigt. Und doch ist die Beste Art des Vorankommens das Taxi – nicht zuletzt wegen doppelstöckigen Straßenführung.

Ich vermag nicht in Worte zu fassen, welch unglaubliche Kakophonie zur Gebetszeit herrscht. Am besten hört man sich das von der Zitadelle aus an, in der man gleichzeitig eine der großen Moscheen, die Mohammed-Ali-Alabastermoschee findet. Außerdem hat man von hier aus einen grandiosen Blick über die sich nach jeder Seite hin ausbreitende Stadt und bei gutem Wetter vermag man sogar am Horizont die Pyramiden von Gizeh und Saqqara auszumachen.












Der einzige einigermaßen ruhige Ort ist die auf einem Hügel gelegene Parkanlage Al-Azhar, für die man ein wenig Eintritt zu bezahlen hat und mit ein bisschen Glück nicht auf dutzenden Fotos als Gruppenmittelpunkt einheimischer Besucher landet.









(Tip: einfach in einem der Cafés verstecken).

Volle Kanne Kairo bekommt man hingegen im
Khan Al-Khalili, einem beliebten Bazaar im islamischen Viertel der Stadt. Sehr touristisch geprägt: in einem Reiseführer wird sogar eine Rundgang empfohlen, den selbstverständlich jeder aus dem Reisebus getriebene Tourist absolvieren muß – dabei braucht man nur über die Fußgängerbrücke marschieren, um ins ‚wirkliche’ islamische Kairo zu gelangen.
Einen anderen Glanzpunkt der Metropole bekleidet das Ägyptische Museum. Vergesst alles über museale Konservierung, Aufbewahrung und Präsentation. Gibt’s hier nicht. Das Museum mutet eher wie ein riesiger Speicher über drei Etagen, aller denkbarer mehr oder weniger bewegbarer Kultur-, Kunst- und Geschichtsschätze Ägyptens an. Vollgestopft und unübersichtlich kommt es daher. Ordnung herrscht nur scheinbar. Lawinen von Bussen blockieren den Eingangsbereich. Man wird regelrecht erschlagen von der schieren Masse des Dargebotenen. Dafür kann man hier all jenes bestaunen, was in den restlichen Sehenswürdigkeiten des riesigen Landes eigentlich seinen Platz hätte – nunmehr hatte, denn nichts, wirklich nichts (noch nicht einmal die Mumien) sind an ihren ihnen zugedachten Plätzen verblieben.
Mitunter wurden sogar Fresken entfernt, um in diesem Museum an einem Ort ausgestellt zu sein. In bequemem Schuhwerk treiben lassen ist eine gute Strategie. ;)

Per Boot ist Kairo eine gute Idee. Man achte aber darauf, nicht in unmittelbarer Nähe zweier Brücken an Bord zu gehen, denn die Segelbötchen vermögen diese nicht zu unterqueren, so dass es passieren kann, dass man `ne Weile einfach nur im Kreis fährt und zwei- dreimal dasselbe zu Gesicht bekommt… Dann wird nämlich nix aus der gemütlichen Zamalek-Nilinsel-Umrundung, die im Übrigen zu Fuß wirklich empfehlenswert ist.

Wir haben genug vom Lärm und mittäglichen Sandstürmen.








Solvis Eltern sind zu Besuch und wir entschließen uns zu einer viertägigen Safari per Geländewagen durch die Westliche Wüste und brechen zu einer der fünf großen Oasen Ägyptens auf: Bahariya.


Von da, fernab der Straße einmal quer
durch das gigantische, unbeschreiblich
beeindruckende Niemandsland. Wir schlafen nur unter Wolldecken unter freiem Himmel und haben ab und an ein Feuerchen (aus mitgeführtem Holz), um Speisen, oder Tee zu bereiten.






Diese in den Ohren sausende Stille! Diese Sterne! Diese Weite! Diese ungeahnten Landschaften, die sich vor uns ausbreiten! [Fragt nach Abdallah, wenn ihr so was vorhabt – er ist ein unglaublich gescheiter Wüstenkenner und sehr sicherer Guide. Naja, als er uns nach `ner halben Stunde Kreuz- und Querfahrt durch haushohe Sanddünen bat, nach einer Eisenstange Ausschau zu halten, war es schon ein wenig seltsam.. ;) Aber so ist das Wohl auch noch nach gut 15 Jahren Praxis mitten in der Wüste.]


Wir fanden uns in einer anderen Welt.

Die schwarze Wüste, die weiße Wüste, diese Dünen, die scharfen Steine, die kleinen Oasenflecken mittendrin, die manchmal nicht mehr als eine einzige Palme mit `nem Brunnen daneben waren und immer wieder diese rauschende Stille.
Am zweiten Morgen sahen wir uns von Minifußspuren umringt. Rund um unser Lager hat des Nächtens wohl ein unerbitterter Kampf um eine bereitgelegte Kartoffel stattgefunden, die eine Zahl kleiner Wüstenmäuse und Eidechsen angelockt hat.
Der kleine Wurm, den Solvi in von Anderen zurückgelassenem Holz fand, stellte sich laut Fachmann als Skorpion heraus, woraufhin er fliegen lernte – Vorschub der ihn präsentierenden Hand. Nicht sehr nett, klar, aber wo Babyskorpion, da wohl auch Mama und Papa nicht sehr weit, oder? Mehr von den Bewohnern der Wüste sollten wir am letzten Tag bekommen. Direkt als blinden Passagier an Bord unseres extrem komfortablen Wüstenfahrzeugs: ne gigantische Sandspinne. Handtellergroß reicht in diesem Fall für Solvi völlig aus, das Fahrzeug verlassen zu wollen. Sofort. Etwas mehr als 10 cm Abstand erscheinen ihr wünschenswert. Große Augen von allen und ungeschicktes Hinaustreiben folgen. Auch unser lieber Abdallah mochte solch Getier nicht besonders – wird wohl seinen Grund gehabt haben. Jawoll: Hab grad mal nachgeforscht. Die unsrige Mitfahrerin war eine – haltet Euch fest – Riesenkrabbenspinne (Sparassidae). Manche von denen können bis zu 20 cm groß werden (mit Beinen). Wir hatten Glück: unsere hatte nur 9 cm ‚Flügelspannweite’ mit normal angewinkelten Beinen…
Aber dieser Besuch kam am letzten Tag – was für ein Glück, Birgit und Solvi hätten sonst wohl nicht so ruhig schlafen können?
Aber genug davon.
Kurz vor Dakhla sind wir so unglücklich von einer Düne gepurzelt, dass an ein Weiterfahren für eine Stunde nicht zu denken war: zu weicher Sand. Den konnte man von oben leider nicht sehen. Ronny hat nämlich viele Dinge in der Wüste gelernt. Eine Sache ist die Unterscheidung der Sandsorten. Weicher Sand ist dunkler als Heller. Wir haben es ausprobiert: es stimmt. Volkmar hat gelernt, dass Sand auch an sehr steilen Hängen kein gehobenes Rutschvergnügen bietet – rudern muss immer sein.
Wüste macht Spaß.
Wir werden wiederkommen und mit dem Fahrrad alles noch mal machen.

Wie man sieht, sind wir wohlbehalten in der Zivilisation angekommen und haben uns direkt den Nachtschlafzug nach Kairo gegönnt. Ein großer Spaß. Man bekommt Abendbrot und Frühstück direkt ans Bett gebracht und noch nicht einmal das Bett muß man sich selbst machen.

Von Kairo aus werden wir irgendwann nach Deutschland fliegen, vorerst gibts aber ne Menge noch zu gucken. Zu schwierig ist das Fortkommen von hier. Libyen lässt keine Touristen ins Land. Im Sudan herrscht Krieg. Naja, zurück wollen wir nicht.

Die Fahrt zum Flughafen fand Dienstagabend über beidseitig sechsspurig befahrene Kairoaner Straßen mit entsprechend Verkehr statt. 25 km. War prima. Mittlerweile macht uns so was nichts mehr aus.


Zurück in Deutschland.
Berlin scheint uns ein Dorf zu sein. Ein verlassenes kleines grünes Dörfchen. Herrlich. Richtung Siegessäule Vogelgezwitscher. Grün für das entwöhnte Auge. Ein Traum.
Irgendwie schön, wieder daheim zu sein.
(20. August 2008)
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